23 Jul Sportpsychologe Anderten zu Tokio-Spielen: „Alles auf die sportliche Leistung reduziert“

Psychologe erwartet "massiv andere Spiele" (© AFP/SID/JEWEL SAMAD)Für den Sportpsychologen Moritz Anderten sind die besonderen Umstände bei den Sommerspielen aus psychosozialer Sicht eine echte Herausforderung.

Köln (SID) – Strenge Hygienekonzepte, keine Partys im Olympischen Dorf: Für den Sportpsychologen Moritz Anderten sind die besonderen Umstände bei den Sommerspielen in Tokio gerade aus psychosozialer Sicht eine echte Herausforderung. „Der Kontakt mit Sportlern aus aller Welt, der Besuch bei anderen Sportarten fällt weitestgehend weg. Es wird alles auf die sportliche Leistung reduziert werden“, sagte Anderten dem Münchner Merkur und der TZ.
„Ein Athlet, der zum ersten Mal an den Olympischen Spielen teilnimmt, hat keine Vergleichswerte. Für Sportler mit olympischer Erfahrung werden es gerade aus psychosozialer Sicht massiv andere Spiele“, erklärte Anderten, der am Psychologischen Institut der Deutschen Sporthochschule in Köln arbeitet: „Wir müssen den Athleten bewusst machen, dass sie sich seit Jahren in erster Linie auf den reinen Wettbewerb vorbereitet haben.“ 
Diese Ausnahmesituation könne „einerseits dafür sorgen, dass es sportlich vielleicht die hochklassigsten Spiele werden und neue Weltrekorde fallen“, so Anderten. Aber vielen Sportlern werde auch „die Euphorie von den Rängen fehlen, die oft die letzten Prozente herauskitzeln können“.
Anderten betreut unter anderem die Judoka und Turner, die in Tokio teilnehmen. Dass die Spiele im Vorjahr abgesagt wurden, sei für die Sportler eine „totale Schocksituation“ gewesen: „Die Absage und anschließende Ungewissheit war ein Worst-Case-Szenario. Viele Karrieren sind vorzeitig beendet worden, da die Motivationsprobleme nicht mehr in den Griff zu bekommen waren.“

Bild: Psychologe erwartet „massiv andere Spiele“ (© AFP/SID/JEWEL SAMAD)