08 Aug Michael Groß: „DOSB ist im Leistungssport ein Auslaufmodell“

Der Deutsche Olympische Sportbund wird kritisiert (© AFP/SID/PATRIK STOLLARZ)Nach dem Abrutschen der deutschen Olympiamannschaft im Medaillenspiegel fordert Schwimm-Legende Michael Groß einen Umbau des deutschen Spitzensports.

Köln (SID) – Nach dem Abrutschen der deutschen Olympiamannschaft im Medaillenspiegel fordert Schwimm-Legende Michael Groß einen grundlegenden Umbau des deutschen Spitzensports. „Wenn das Ziel lautet, langfristig wieder unter die Top Fünf zu kommen, dann braucht es an der Spitze einen radikalen Wandel, eine deutliche Strukturreform“, sagte der dreimalige Olympiasieger bei t-online.de.
Dazu sei ein Umbau des Deutschen Olympischen Sportbundes vonnöten. Aktuell arbeite der DOSB „etwa so, als ob Mercedes sein Formel-1-Team ? den Leistungssport ? wie eine normale Autofabrik ? den Breitensport ? steuern würde. Mit so einer Struktur kann jedes Formel-1-Team einpacken“, kritisierte Groß.
Der 57-Jährige führte aus: „Der Tanker DOSB ist viel zu träge, um schnell und gezielt auf die Bedürfnisse der einzelnen Sportarten einzugehen. Erneut in die Autowelt übersetzt heißt das: Der DOSB ist im Leistungssport ein Auslaufmodell.“ 
Laut Groß brauche es „eine eigene schlanke Struktur für den olympischen Leistungssport. Diese müsste soweit wie möglich eigenständig agieren. Das geht nur, indem die Profis keine ehrenamtliche Steuerung mehr haben, die letztlich entscheidet.“ 
Vom angekündigten Bürokratieabbau beim Dachverband des deutschen Sports hält Groß wenig: „Der Versuch des DOSB dauert bereits 15 Jahre. Optimieren geht nicht! Denn innerhalb des DOSB mit seinen vielfältigen internen Verflechtungen ist schlicht keine Entbürokratisierung möglich.“ Das gehe nur in einer eigenständigen Struktur, die „professionelle Entscheider und Leistungsträger eng koppelt. Das eigentliche Problem für die aktuellen Entscheider ist: Es würden etliche ehrenamtliche Posten überflüssig.“
Deutschlands Athletinnen und Athleten erreichten bei den Sommerspielen in Tokio zehnmal Gold, elfmal Silber und 16-mal Bronze. Die schlechteste Ausbeute seit der Wiedervereinigung bedeutete den neunten Rang im Medaillenspiegel. 2016 im Rio de Janeiro hatte Deutschland noch Rang fünf belegt mit 17-mal Gold.

Bild: Der Deutsche Olympische Sportbund wird kritisiert (© AFP/SID/PATRIK STOLLARZ)