16 Nov Lisa Marie Schweizer – auch in Corona-Zeiten mit neuen tollen Bestleistungen – heute im Interview

Was hältst Du von der Schlagzeile – Lisa-Marie Schweizer auf dem Weg in die Weltspitze?

Ich fühle mich natürlich geehrt, aber ich messe mich nicht gerne mit der Weltspitze, weil es mein Anspruch ist, nicht nach links und rechts zu sehen, sondern mich auf mich zu konzentrieren und stetig an mir selbst zu arbeiten. Mit dieser Vorgehensweise habe ich einen Weg gefunden, dem externen Druck standzuhalten. Natürlich freut es mich, wenn ich, dank der harten Arbeit, der Weltspitze immer näherkomme. Dafür gehöre ich schließlich der Sportfördergruppe an und es ist mir ein großes Anliegen, meinen Platz in der Nationalmannschaft zu verteidigen.

Welche Faktoren haben zu dieser tollen Leistungssteigerung geführt? 100 Kg im Reißen und 120 Kg im Stoßen bilden ja eine Art Meilenstein!!

Meine Leistungssteigerung begründet sich darin, dass ich meinen Lebensmittelpunkt nach Leimen versetzt und die Corona-Zeit genutzt habe, um an meiner Technik zu feilen. Ich habe im Prinzip meinen gewohnten Ablauf verändert und bei Null angefangen. Durch die Umstrukturierung habe ich mich entschlossen, den Trainer zu wechseln und einen neuen Trainingszyklus zu wagen. Mit der Gewöhnung an die neue Technik und dem damit verbundenen Kraftaufbau konnte ich eine Sicherheit im Reißen und Stoßen gewinnen, die mir bislang verborgen blieb.

Wer gehört zum Team Lisa-Marie Schweizer?

Zu meinem Team gehört ganz klar mein Arbeitgeber, die Polizei Rheinland-Pfalz, die mich komplett vom Dienst befreit, sodass ich mich mit vollem Fokus meiner Leidenschaft widmen kann. Der Bundesverband Deutscher Gewichtheber gewährleistet eine optimale Wettkampfvorbereitung und steht mir als Athletin mit Rat und Tat zur Seite. Des Weiteren habe ich unglaublich tolle Sponsoren, die mir meinen Weg deutlich erleichtern. Zu nennen sind insbesondere die Deutsche Sporthilfe und die Sporthilfe Rheinland-Pfalz, die mich v.a. finanziell unterstützen. Leistungssportler sind für die Recovery auf Nahrungsergänzungsmittel angewiesen und dafür habe ich Multipower und Optimum Performance an meiner Seite. Nicht zu vernachlässigen ist mein persönliches Umfeld, das mich immer wieder motiviert, an mich selbst zu glauben und dass bei jedem Schritt, den ich gehe, hinter mir steht.

Wie bist Du durch diese für alle schwierige Corona Zeit gekommen?

Als der erste Lockdown beschlossen wurde, stand die Europameisterschaft kurz bevor. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich starke Knieschmerzen und war dadurch in der Leistung eingeschränkt. Daher war ich zunächst froh, dass der Wettkampf verschoben wurde. So konnte sich meine Patellasehne erholen und den Fokus auf die bereits erwähnte Technikumstellung und auf den Kraftaufbau legen. Vor dem zweiten Lockdown war ich in der Form meines Lebens und als dann alle Wettkämpfe für dieses Jahr abgesagt wurden, wurde mir der Boden unter den Füßen weggezogen. Ich war sehr enttäuscht, dass ich nicht die Chance bekam, meine Bestleistungen auf der Wettkampfbühne aufzustellen – schließlich ist im Training noch niemand Meister geworden. Dennoch kann ich mich glücklich schätzen, dass ich verletzungsfrei und gesund durch diese intensive Vorbereitung gekommen bin und nun weiß ich, welches Potential in mir schlummert. Diese Umstände in diesem Jahr haben mich sowohl körperlich, als auch mental so viel stärker gemacht. Das gewonnene Selbstvertrauen nehme ich ins neue Jahr mit und dann werde ich alles daransetzen, mein Potential weiter auszuschöpfen.

Was sind Deine Ziele für das Jahr 2021 und darüber hinaus?

Sportlich gesehen möchte ich natürlich alles mitnehmen, was mir vor die Nase kommt und jede Möglichkeit in Betracht ziehen, um das volle Potenzial aus mir heraus zu kitzeln. Dafür möchte ich die mir als Kaderathletin zur Verfügung stehende Ernährungsberatung und Sportpsychologie heranziehen. Mein Ziel für das nächste Jahr ist zunächst, meine neu aufgestellten Bestleistungen im Training auf der Bühne zu beweisen und der nächste Schritt wird sein, diese Leistung in meiner Gewichtsklasse bis 64 kg zu absolvieren. Schön wäre es, wenn ich noch die ein oder andere Medaille (auf internationaler Bühne) abgreifen könnte. Mein langfristiges Ziel ist es, 2024 ohne wacklige Knie auf der Bühne bei den Olympischen Spielen zu stehen.

Du bist bei der Landespolizei RLP beschäftigt. Welche Ziele verfolgst Du in dieser beruflichen Richtung?

Seit ich in der 3. Klasse angefangen habe, wahre Fälle der Mordkommission und über die Psyche des Menschen zu lesen, träume ich davon, als Ermittlerin Kriminalfälle zu lösen. Daran hat sich bis heute nichts verändert. Nach meiner sportlichen Karriere werde ich alles daransetzen, in dem Kommissariat für Todesermittlungen bei der Kriminalpolizei zu arbeiten.

Hast Du einen (sportlichen) Traum?

Am Anfang ist immer dieser Traum, der bestimmt, wer wir sind und wer wir sein wollen. Solange wir uns vorstellen können, was wir sein wollen, können wir es auch irgendwann sein. Ich werde nicht aufhören, an etwas zu glauben, wovon ich träume, also JA, ich habe einen Traum. Ich wünsche mir, dass ich ein immer besserer Mensch werde und mir selbst treu bleibe.

100 kg Reißen:

IMG_2523.mov

120 kg Stoßen: