06 Mrz Gewichtheber-Flüchtlingsteam geht bei WM an den Start

Sie haben ihre Heimat verloren – umso wichtiger ist es, Flüchtlinge dabei zu unterstützen, sich in Sicherheit ein neues Leben aufzubauen. Der Sport bietet dabei eine einzigartige Möglichkeit der gesellschaftlichen Integration. Basierend auf dieser Idee hat Florian Sperl, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber und Mitglied des Executive Boards des Weltverbandes IWF, den Aufbau eines Flüchtlingsteams vorangetrieben. Die IWF hat nun bekanntgegeben, dass dieses Team an den Weltmeisterschaften im September in Saudi-Arabien teilnehmen wird.
Leimen. Es ist geschafft! Was im Oktober 2022 als Idee entstand, wird bereits ab Frühjahr erste Früchte tragen. Die Rede ist vom Flüchtlingsteam der Internationalen Gewichtheber Föderation (IWF). „Wir haben die große Notwendigkeit gesehen, Menschen, die vieles auf sich genommen haben, eine neue Chance zu bieten. Der Sport hilft dabei, auf sehr niederschwellige Weise Werte wie Freundschaft, gegenseitigen Respekt und Fair-play zu vermitteln“, sagt BVDG-Präsident Florian Sperl. „Dieses Team ist ein großer Schritt für uns und ein großer Schritt für die Geflüchteten.“

Der 35-Jährige hatte im Weltverband für seinen Vorschlag eines Flüchtlingsteams geworben. „Wir wollten dafür sorgen, dass Athletinnen und Athleten mit einem Flüchtlingsstatus in ihrem Wohnsitzland sowie im internationalen Kreis integriert werden. Bislang war ihnen die Möglichkeit verwehrt, für ihr Herkunftsland oder ihr Wohnsitzland zu starten“, erklärt Florian Sperl.
Dank des Flüchtlingsteams, das völlig unabhängig vom Refugee-Team des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ist, soll drei Athletinnen und drei Athleten die Chance geboten werden, an der WM (2. Bis 17. September) in Riad teilzunehmen. Dazu wird sich ab April ein von der IWF finanzierter Trainerstab um die Heberinnen und Heber kümmern, die sich noch bis zum 25. März um die Aufnahme in den Kader bewerben können. „Ziel der IWF ist es, allen Gewichtheberinnen und Gewichthebern die Möglichkeit zu bieten, ihren Sport zu praktizieren sowie – bei entsprechender Qualifikation – an nationalen und internationalen Wettkämpfen und auch den Olympischen Spielen teilzunehmen“, blickt Florian Sperl voraus.
Der BVDG-Präsident hatte sich unter anderem in Lausanne mit Gonzalo Barrio getroffen und sich mit dem Projektleiter des IOC-Flüchtlingsteams über dessen Erfahrungen ausgetauscht. Im Fachportal „Inside the Games“ begrüßt der Heber Cyrille Tchatchet II die Initiative für das Flüchtlingsteam. „Dies ist der erste Schritt zu etwas Größerem, die Chance, Flüchtlinge wirklich in der internationalen Gewichtheberfamilie willkommen zu heißen. Ich hoffe, dass wir in Zukunft so schnell vorankommen, wie wir es bei der Ausarbeitung dieser Strategie getan haben. Es wäre großartig, wenn wir auch bei anderen Wettkämpfen, insbesondere bei kontinentalen Meisterschaften, Athleten mit Flüchtlingsstatus sehen würden, die Medaillen gewinnen.“ Tchatchet II gehörte bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio zum IOC-Flüchtlingsteam, vertritt nun Großbritannien bei Titelkämpfen und ist britischer Rekordhalter. Zudem gehört er der IWF-Athletenkommission an und brachte seine Expertise in die Planungen von Florian Sperl ein. (BVDG-Presse/Jan Kotulla)