08 Aug Das SID-Kalenderblatt am 8. August: Olympische Spiele in Peking eröffnet

Die feierliche Eröffnung setzte neue olympische Maßstäbe (© AFP/SID/PEDRO UGARTE)Am 08.08.2008 um 20.08 Uhr und acht Sekunden fiel der Startschuss für die Olympischen Spiele in Peking.

Köln (SID) – Am 08.08.2008 um 20.08 Uhr und acht Sekunden fiel der Startschuss für die Olympischen Spiele in Peking. Was zunächst bizarr erscheinen mag, hatte für das chinesische Volk eine tiefe Bedeutung. Für die Chinesen gilt die Acht als absolute Glückszahl, so konnte das Organisationskomitee bei seinen Planungen gar nicht anders, als diesen schicksalhaften Augenblick zu wählen.
Das staatliche OK hatte generell nichts dem Zufall überlassen, schon die feierliche Eröffnung sprengte im wahrsten Sinne des Wortes alle bis dato bekannten olympischen Maßstäbe. Das vierstündige Epos samt funkelnder Feuer- und Lichtshow erleuchtete die Augen der 80.000 Zuschauer im brandneuen Nationalstadion sowie von angeblich 842 Millionen Chinesen an den TV-Bildschirmen – eine Einschaltquote von 90 Prozent. 
Bereits mit der minutiös ausgearbeiteten Eröffnungs-Choreographie sollte fälschlicherweise klargemacht werden, dass China sein autokratisches Gesicht abgelegt und gegen ein modernes und freiheitliches Gesicht eingetauscht habe. 
Die Spiele, die unter anderem US-Schwimmer Michael Phelps und den Jamaikaner Usain Bolt als neue Superstars hervorbrachten, waren laut dem früheren IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch „die besten Spiele der Geschichte“.
Der Spanier hatte sich 2001 trotz starker Kritik an der Menschenrechtssituation für die Vergabe nach China ausgesprochen. Vor allem die viel thematisierten Zwangsumsiedlungen von Hunderttausenden Menschen zugunsten der modernen Arenen und des Olympischen Dorfes wurden vom Regime kleingeredet. Proteste waren zwar während der Spiele nicht zu sehen, doch das lag hauptsächlich am polizeilichen Durchgreifen gegen die Demonstranten. 
Parallel zur politischen Scheinfassade, die durch volle Arenen und frenetische Sportfans symbolisiert wurde, standen auch die sportlichen Fabelleistungen Chinas in der Diskussion. Mit zunächst 51 Goldmedaillen sicherte sich China mit weitem Abstand vor den USA den ersten Platz im Medaillenspiegel. Auch nach Aberkennung von drei Goldmedaillen im Frauen-Gewichtheben war und ist die Bilanz von 2008 beispiellos in der chinesischen Olympiageschichte.
Die Zweifel an der von den Gastgebern präsentierten Realität wurden bereits durch die Eröffnungsfeier am 8. August genährt: Einige spektakuläre Feuerwerkmotive über Peking sollen laut eines Mitarbeiters der Videoproduktionsfirma nicht live aufgenommen, sondern über ein Jahr lang mit Computeranimation vorbereitet worden sein. Stolz verkündete er einer Pekinger Zeitung: „Aber die meisten Zuschauer dachten, es sei echt ? damit hat unsere Arbeit ihren Zweck erfüllt.“

Bild: Die feierliche Eröffnung setzte neue olympische Maßstäbe (© AFP/SID/PEDRO UGARTE)