05 Jun Stellungnahme zum McLaren-Bericht über die IWF und dessen langjährigen Präsidenten Tamás Aján – 5. Juni 2020

Der kanadische Sonderermittler Richard McLaren belastet in seinem am 4. Juni veröffentlichten Bericht den früheren IWF-Präsidenten Dr. Tamás Aján schwer, bestätigt weitgehend die in der ARD-Dokumentation „Herr der Heber“ anfangs Januar erhobenen Anschuldigungen und geht mit neuen Erkenntnissen noch darüber hinaus. So bestätigt der Report unter anderem Amtsmissbrauch, Korruption, Vetternwirtschaft, Wahlbetrug und Vertuschung positiver Dopingproben. Daneben wird der ungeklärte Verbleib von insgesamt 9,27 Millionen Euro (10,4 Millionen Dollar) seit 2009 aufgedeckt, die durch Bargeldmanipulationen dem Vermögen der IWF entzogen wurden. Zusammen mit den durch die ARD aufgedeckten ungeklärten Finanztransaktionen im Zeitraum vor 2009 von weiteren mindestens 7 Millionen Dollar (plus Zinsen) summieren sich die in Frage stehenden Gelder mittlerweile auf annähernd 20 Millionen Dollar.

Die im McLaren-Bericht dargelegten Fakten sind eindeutig und lassen den Eindruck zurück, dass bei weitem noch nicht alle Details bekannt sind. Offenbar wurden durch Ajan und dessen Helfer in großem Umfang Beweise und Unterlagen vernichtet und dem Zugriff der Ermittler entzogen. Die Ergebnisse des Berichts machen klar, dass es nun unausweichlich ist die IWF zu erneuern und auf ein komplett neues Fundament zu stellen, sowohl organisatorisch als auch personell. Darüber hinaus müssen die strafrechtlich relevanten Erkenntnisse zu Ermittlungen staatlicher Steller führen, die Ajan für seine Taten zur Verantwortung ziehen. Sollten sich – wie zu vermuten ist und durch ein Rechtsgutachten eines Schweizer Professors für Strafrecht bereits untermauert – die Vorwürfe bestätigen, muss Ajan für seine Vergehen einstehen und ggf. auch die strafrechtlichen Konsequenzen tragen. Darüber hinaus hat sich die IWF um den Ausgleich des entstandenen finanziellen Schadens zu bemühen und für durchgehende Transparenz zu sorgen. Die IWF-Mitgliedsverbände und die Olympische Familie haben das Recht zu erfahren, was mit dem zweistelligen Millionenbetrag aus ihrer Kasse geschehen ist.

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