09 Apr Sabine Kusterer im Wechselbad der Gefühle

Diesen Wettkampf wird Sabine Kusterer nicht so schnell vergessen. Sie startete in dieser A-Gruppenveranstaltung, in der alles dicht beieinander gestaffelt war, mit einem ungültigen Versuch bei 91 kg und revidierte diesen im 2. Versuch. Danach ließen sie und Bundestrainer David Kurch, der gleichzeitig auch ihr Heimtrainer ist, mit 94 kg eine Last auflegen, welche 5 kg über dem finalen Gewicht der am Jahresende 2018 stattgefunden Weltmeisterschaften in Turkmenistan lag. Sie ging ein hohes Risiko, denn diese EM hatte in der laufenden Qlympiaqualifikation einen sogenannten Goldfaktor und der bringt über einen Multiplikationsfaktor viele sogenannte Robipoints. Mit viel Herz, guter Technik und dem Quäntchen Glück meisterte sie diese neue Bestleitung und verschaffte sich so eine gute Ausgangsposition für den weiteren Wettkampfverlauf. Sie hatte mit dieser Last ihr derzeitiges Leistungsvermögen absolut ausgeschöpft. Nun waren alle Beteiligten guter Dinge und freuten sich auf das Stoßen. Leider ist die Geschichte hier relativ schnell erzählt: Sie stieg mit 110 kg in den Wettkampf ein und war aufgrund von einsetzenden Krämpfen, welche wohl schon mit dem ersten Versuch begannen, schnell überfordert. Wenn der Körper nicht mitspielt, ist aller Kampfgeist „für die Katz“. Die Krämpfe wurden nach dem Wiederholungsumsatz bei der beschriebenen Last unerträglich und zwangen sie zur Aufgabe. Diese Tatsache ist nicht nur für diesen Moment bitter und für die ehrgeizige, sympathische Sportlerin schwer zu ertragen, sondern bringt sie in der laufenden Olympiaqualifikation in größte Nöte. Schade – mit etwas mehr Glück und etwas mehr Defensive in der Taktik zum Stoßen wäre sicher deutlich mehr drin gewesen. Aber das ist im Leben wie auch im Sport: Am Ende ist man schlauer und Fehler macht keiner freiwillig bzw. mit Vorsatz.