24 Sep Olympia-Eiskanal: Deutschland kein Plan B – dafür Lake Placid?
Wird die Eisbahn in Cortina nicht rechtzeitig für die Winterspiele 2026 fertig, dann haben die Organisatoren kreative Lösungen im Sinn.
Köln (SID) – Die Kunsteisbahn am Königssee wird nach ihrem Wiederaufbau kein Kandidat für olympische Schlittenrennen im Jahr 2026 sein. Das bestätigte Thomas Schwab, Vorstandschef des deutschen Verbandes BSD, am Dienstag dem SID. Auch andere deutsche Bahnen gehören nicht zu den Kandidaten, falls die Anlage im italienischen Cortina d’Ampezzo nicht rechtzeitig fertig wird – stattdessen haben die Verantwortungsträger teilweise unerwartete Lösungen im Sinn.
Nach SID-Informationen umfasst der Plan B drei Möglichkeiten: Die Kunsteisbahn in Innsbruck-Igls, vom olympischen Zentrum in Mailand ähnlich weit entfernt wie Cortina. Außerdem die Natureisbahn in St. Moritz – und die Anlage in Lake Placid im US-Bundesstaat New York.
Notwendig ist der Alternativplan, weil es nach einigem Hin und Her erst im vergangenen Februar den Bauauftrag für den Eiskanal in Cortina gegeben hatte. Bis März 2025 soll die Anlage stehen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC), das sich klar für eine Verlegung der Wettbewerbe ins Ausland ausgesprochen hatte, forderte angesichts des Zeitrahmens vom Organisationskomitee einen Plan B.
„Wir haben uns mit drei deutschen Bahnen bereit erklärt einzuspringen, es gab dann aber keine tiefergehende Anfrage mehr“, sagte Schwab am Dienstag: „Das ist aber schon in Ordnung so.“ Aus deutscher Sicht handele es sich ohnehin um eine nicht erstrebenswerte „Notlösung“: „Wir haben ganz klar artikuliert, dass wir die Olympischen Spiele für unsere Sportler in Italien haben möchten, das war die Priorität. Wir sind als Verband für unsere Sportler verantwortlich, wir wollen nicht, dass sie ausgelagert werden müssen, weit weg von den Olympischen Spielen. Das ist ja alles Käse.“ Als im vergangenen Jahr eine Auslagerung bereits beschlossen schien, hatte das bei Sportlerinnen und Sportlern in der Tat für einen Aufschrei gesorgt.
Die nun favorisierten Alternativpläne sind aus unterschiedlichen Gründen bemerkenswert. St. Moritz ist als reine Natureisbahn stets von der Wetterlage abhängig, ein warmes Frühjahr könnte die Wettbewerbe unmöglich machen. Lake Placid wäre indes räumlich die größtmögliche Trennung der Schlitten-Wettbewerbe von den eigentlichen Winterspielen, inklusive Zeitverschiebung.
Angesprochen auf die Pläne äußerte auch Schwab Unverständnis. „Ich wäre ganz sicher nicht nach St. Moritz gegangen, ich weiß nicht, wie man dazu gekommen ist“, sagte er. Lake Placid sei zudem „völliger Schwachsinn. Die sind im Rennen, weil sie gesagt haben: Wir bezahlen alles, die olympischen Wettbewerbe kosten das IOC keinen Cent. Das kann man so machen, wenn man es unbedingt haben will. Aber ob es für den Sport gut ist, ist eine andere Frage.“
Der Königssee steht nicht auf der Liste für 2026 (© AFP/SID/CHRISTOF STACHE)