28 Sep New York Times: Computerfehler bei der WADA vor Olympia
Die Zeitung verweist auf ein „angespanntes Treffen“ im Mai zwischen Anwälten und WADA-Spitzenkräften. Eine vierstellige Zahl von Fällen stehe im Raum.
Köln (SID) – Die Verantwortlichen der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) müssen sich wohl auf weitere unangenehme Fragen ihrer Kritiker einstellen. Wie die New York Times am Freitag berichtete, könnte ein Computerfehler im System der WADA es den des Dopings beschuldigten Athleten ermöglicht haben, an den Olympischen Sommerspielen in Paris teilzunehmen.
Die New York Times, die auch an den aufsehenerregenden Recherchen um positiv getestete, aber von der WADA nicht sanktionierte chinesische Schwimmer vor den Sommerspielen 2021 in Tokio beteiligt gewesen war, verwies in ihrer Berichterstattung auf ein „angespanntes Treffen“ im vergangenen Mai von Anwälten und Spitzenkräften der in Montreal beheimateten Organisation. Bei diesem Meeting sei thematisiert worden, dass es zu beschädigten, fehlenden oder falschen Daten in Bezug auf mindestens 2000 Fälle gekommen sei.
Die WADA habe „infolgedessen sogar den Überblick über mehr als 900 Testergebnisse von Athleten verloren“, denen vorgeworfen worden sei, gegen Anti-Doping-Regeln verstoßen zu haben, hieß es weiter. Dies habe zu erheblichen Unsicherheiten und Verwirrung innerhalb der WADA geführt. Die New York Times veröffentlichte unter anderem Screenshots aus einer Power-Point-Präsentation, die beim Krisentreffen gezeigt worden sei, und berief sich auf Interviews mit ehemaligen und einem aktuellen Anti-Doping-Beamten.
Die WADA bestätigte der Zeitung das Treffen im Mai, außerdem die Existenz der Präsentation und dass es Probleme mit „fehlenden“ Daten gegeben habe. Die Organisation spielte jedoch die Bedeutung des Problems und den Grad der Besorgnis innerhalb der Agentur herunter und teilte mit, das Treffen sei abgehalten worden, „um einige vorübergehende technische Probleme zu besprechen“, die schnell gelöst worden seien. Informationen zu offenen Fällen hätten nicht gefehlt. Die Agentur erklärte darüber hinaus, sie könne die Fälle mithilfe einer Kombination anderer Datenbanken verfolgen. Man sei „in der Lage“, alle Athleten angemessen zu überprüfen.
Vor den Spielen und auch in Paris sorgte die WADA immer wieder für Schlagzeilen. Besonders in den USA, wo sogar Bundesbehörden Ermittlungen aufnahmen, ist die Kritik an der Organisation laut.
WADA-Präsident Witold Banka (© AFP/SID/Fabrice COFFRINI)