10 Aug Jokic zu gut: Basketballer ohne Bronze bei Herbert-Abschied
Nach dem Gold- platzt auch der Medaillen-Traum mit einer Niederlage gegen Serbien.
Paris (SID) – Die Bronze-Hoffnungen der deutschen Weltmeister sind am besten Basketballer der Welt zerschellt: Im letzten Spiel der Ära Gordon Herbert verlor das Team um Kapitän Dennis Schröder im kleinen Olympia-Finale von Paris 83:93 (38:46) gegen Serbien und Superstar Nikola Jokic. Nach EM-Bronze 2022 und dem sensationellen WM-Coup von Manila endete der sagenhafte Medaillen-Lauf des DBB-Teams.
In der Neuauflage des WM-Endspiels war Franz Wagner mit 18 Punkten bester Werfer der deutschen Mannschaft, die bis zur Halbfinal-Niederlage gegen Frankreich 13 Turnierspiele in Serie gewonnen hatte. Vasilije Micic (19 Punkte) und der mit einem Triple-Double glänzende Jokic (19 Punkte, 12 Rebounds, 11 Assists) überragten bei den Serben. Trainerlegende Svetislav Pesic, der Deutschland 1993 zum EM-Titel geführt hatte, holte 18 Tage vor seinem 75. Geburtstag seine erste Olympia-Medaille.
Nur rund 40 Stunden hatten Herberts Spieler Zeit, die Riesenenttäuschung der vermeidbaren 69:73-Pleite gegen den Gastgeber abzuschütteln und die historische erste Medaille für die deutschen Basketball-Männer zu gewinnen – Platz sieben 1992 war das bislang beste Ergebnis gewesen. Mit Dirk Nowitzki, am Samstag wieder Edelfan in erster Reihe, reichte es 2008 nur zu Platz zehn. „Eine Bronzemedaille wäre es etwas Besonderes“, sagte Herbert, der nach drei Jahren seinen Posten abgibt und künftig Double-Gewinner Bayern München coacht.
Doch dem stellte sich zur undankbaren Uhrzeit am Samstagvormittag in der Arena von Bercy ein undankbarer Gegner entgegen. Die Serben um Überfigur Jokic, dreimaliger und aktueller wertvollster Spieler (MVP) der nordamerikanischen Eliteklasse NBA, hatten wie Deutschland im Halbfinale einen „Heartbreaker“ (Herbert) kassiert, den haushohen Gold-Favoriten USA um die Superstars LeBron James und Stephen Curry beim 91:95 mit 40 Minuten Team-Basketball vom feinsten fast schon am Haken gehabt.
„Wir müssen besser spielen als gegen Frankreich“, hatte Forward Franz Wagner deshalb als Grundbedingung für den Griff nach Bronze formuliert. Das gelang zu selten.
Jokic, der im Vorjahr bei der WM gefehlt hatte, ließ die deutsche Verteidigung mit seiner einzigartigen Mischung aus schierer Wucht und spielerischer Genialität in der frühen Phase des Spiels hilflos aussehen. Der Ausnahmespieler der Denver Nuggets schaffte immer wieder Räume für die exzellenten Schützen der Serben, der 21:30-Rückstand nach zehn Minuten war die logische Konsequenz.
Offensiv kamen Schröder, Franz Wagner und Co. kaum zu einfachen Punkten. Weil die Serben fanatisch verteidigten, aber auch weil die Deutschen teils unterirdisch abschlossen – 30 Prozent (10/33) Trefferquote aus dem Feld bis zur Halbzeit, die Serben lagen bei 52. Nach der Pause änderte sich wenig: Die Deutschen spielten fehlerhaft, die Serben hingegen eiskalt. Mit dem 45:64 (26.) nach einem 0:10 war das Ding eigentlich durch.
Mit dem Ende der Olympia-Mission wird nun vielleicht nicht alles, aber vieles anders. Im November stehen in der EM-Qualifikation die nächsten Länderspiele an. Wer dann statt Herbert den Weltmeister trainiert, will der DBB zeitnah verkünden. Der neue Bundestrainer tritt ein schweres Erbe an, findet aber auch jede Menge Potenzial vor.
Kaum zu stoppen: Jokic gegen Thiemann und Moritz Wagner (© AFP/SID/Paul ELLIS)