11 Mrz Herzlichen Glückwunsch, Wolfgang Peter!

Quelle: Erich Hoffmann

Wolfgang Peter ein Neunziger

 

Von der Statur her eher klein und drahtig, gehört Wolfgang Peter im deutschen und internationalen Gewichtheben zu den Allergrößten. Der Saarländische Gewichtheberverband und der KSV Hostenbach, in dem Wolfgang Peter seit einer gefühlten Ewigkeit Vereinsmitglied ist, schätzen sich glücklich, von der Persönlichkeit des gebürtigen Mannheimers mit Wahlheimat im nahen Frankreich zehren zu dürfen. Am 11. März 2017 vollendet die „Eigene, lebende Legende“, wie Journalist und Biograf Hilmar Bürger einen der charismatischsten Kosmopoliten in Sachen Weltgewichtheben einmal nannte, sein neunzigstes Lebensjahr.

Wer die schwindelerregende Auflistung ehrenamtlicher Tätigkeiten und Auszeichnungen von Wolfgang Peter liest, mag kaum glauben, dass ausgerechnet ein hochkarätiger Funktionär wie er von Eigenschaften geprägt ist, die jeder philosophisch denkende Anthropologe und Menschenfreund seinem Publikum als beispielgebend für ein sozial hoch entwickeltes Menschenbild voranstellen würde. Eigenschaften wie Respektempfinden, Einfühlungsvermögen und Hilfsbereitschaft, persönliche Bescheidenheit in allen Lebenslagen und vor allem Bodenständigkeit und eine stete Bereitschaft zur uneigennützigen Verantwortungsübernahme haben dazu geführt, dass Wolfgang Peter und übrigens auch seine Frau und treue Wegbegleiterin Siglinde überall mit offenen Armen und ohne die übliche Kontaktscheu gegenüber Menschen prominenter Ausstrahlung empfangen werden.
Als Wettkampfrichter mit der höchsten internationalen Lizenz brachte der Jubilar dem unscheinbaren Debütanten auf Landesmeisterschaften stets eine ebenso große Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegen wie den Spitzenstars auf den großen Bühnen des Weltsports. Nur eines von vielen Beispielen, die deutlich zeigen, wie der erfolgreiche Sportler, „Teamplayer“ und Funktionär Wolfgang Peter im Laufe seines Lebens mehr und mehr zu einer natürlichen Autorität heranwuchs, die ihm auch in seiner beruflichen Laufbahn als Direktor einer großen Fabrik zu Ansehen und Respekt verhalf.
1998, als sich der Saarländische Gewichtheberverband aufgrund einer personellen Vakanz des Präsidentenamtes in höchster Not sah, sprang Wolfgang Peter als ein im Grunde bereits verdienter Ruheständler ohne „Wenn und Aber“ in die Bresche und steuerte das vom Untergang bedrohte Schiff sechs weitere Jahre mit Umsicht und Geschick durch die Stürme der Zeit. Wann immer es geht, nehmen der Ehrenvorsitzende Wolfgang Peter und seine Frau Siglinde noch heute die etwa halbstündige Anfahrt aus dem lothringischen Bouzonville in Kauf, um Anteil am saarländischen Verbandsgeschehen oder am Vereinsleben in ihrer sportlichen Wahlheimat Hostenbach zu nehmen.
Die ganze Lebensgeschichte von Wolfgang Peter in all ihrer Ausführlichkeit zu erzählen, würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Das haben andere bereits in spannenden Abhandlungen getan. Das 2008 veröffentlichte biografische Portrait „Manchmal musste er der Schwarze Peter sein“ (Gesamtwerk „Gewichtheben Deutschland Total – Teil 2“) aus der Feder der Kraftsportexperten und Berufsjournalisten Hilmar Bürger und Stephan Müller skizziert in vielen interessanten Facetten den dornenreichen und abenteuerlichen Lebensweg eines Menschen, der leicht schon in den Wirren des zweiten Weltkrieges hätte enden können. Verwiesen sei aber auch auf eine bemerkenswerte Laudatio des unvergesslichen und leider allzu früh verstorbenen BVDG-Pressereferenten Hans-Dieter Möller in der März-Ausgabe der Fachzeitschrift „Athletik“ aus dem Jahre 1997 anlässlich des 70. Geburtstages von Wolfgang Peter.

Die Gewichtheberinnen und Gewichtheber des Saarlandes gratulieren Wolfgang Peter auf diesem Wege von ganzem Herzen und wünschen ihm und seiner Ehefrau Siglinde eine gute Gesundheit, einen weiterhin „eisernen Willen“ und noch viele schöne Momente im Kreise ihrer Familie.

 

Wolfgang Peter

 

Geboren am 11.3.1927 in Mannheim, verheiratet seit 1968 mit Ehefrau Siglinde, eine Tochter Gudrun. Wohnort seit 1968 ist Bouzonville/Frankreich, nahe Metz (Wolfgang Peter war dort Ingenieur und Direktor einer großen Fabrik.). Die eigensportliche Laufbahn beginnt 1946 nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft und endet 1963 (mehrmals badischer Meister, 1963 Deutscher Mannschaftsmeister mit dem VfL Neckarau). Bundestrainer von 1959 bis 1967. Vereine: VfL Neckarau, SV Fellbach, KSV 07 Hostenbach. Seit 1964 Teilnehmer an allen Olympischen Spielen bzw. fast allen Welt- und Europameisterschaften u.a. als Trainer, Kampfrichter, Mannschaftsführer, Offizieller, internationaler Funktionär. Ab 1967 Berater der Stiftung Deutsche Sporthilfe unter Josef Neckermann, Koordinator bei derselben ab 1969. 1974 bis 1984 Präsident des Bundesverbandes Deutscher Gewichtheber (BVDG), anschließend Ehrenpräsident. Ab 1976 Mitglied im Weltverband (IWF), zunächst als „Executiv Board“, dann von 1980 bis 1989 als Präsident der Medizinischen Kommission. 1989 bis 2005 Dopingbeauftragter im BVDG, Deutschen Sportbund DSB und Nationalen Olympischen Komitee NOK. 1992 Wahl zum ersten Vizepräsidenten des IWF. 1998 bis 2004 Präsident des Saarländischen Gewichtheberverbandes, anschließend Ehrenpräsident. Bundesverdienstkreuz 1988, 1996 IWF-Goldmedaille mit Brillant, Titel eines Ehrenvizepräsidenten der IWF auf Lebenszeit.

Bericht: Erich Hoffmann